Die Spektralklassen der Sterne
Schon
mit bloßem Auge und ohne Messgerät lassen sich zwei Eigenschaften der Sterne
erfassen: ihre scheinbaren Helligkeiten und ihre Farben. Die Farben werden durch
die unterschiedlichen Temperaturen an den Oberflächen der Sterne hervorgerufen.
Angelo Secchi (1818-1878) hat als einer der ersten darauf hingewiesen. Er hat
sich ausführlich mit Sternspektren befasst und eine Klassifikation nach
fallender Temperatur eingeführt. Blauweiße Sterne haben Oberflächentemperaturen
von 8000-20000 K, gelbe Sterne von 5000-7000 K, orange von 4000 K. Noch kühlere
Sterne strahlen im Infraroten, besonders heiße senden die meiste
Strahlungsenergie im ultravioletten Licht aus. Diese zunächst subjektiven
Farbempfindungen werden in den Spektraltypen
genauer klassifiziert.
Die
meisten Sterne zeigen Spektren mit einem kontinuierlichen Farbband (ähnlich wie
im Sonnenspektrum), das von mehr oder minder vielen dunklen Linien
(Absorptionslinien) unterbrochen wird. Anordnung, Zahl, Form und Stärke der
Spektrallinien geben Aufschluss über die chemische
Zusammensetzung und die physikalischen
Parameter (Temperatur, Druck, Dichte, Turbulenzen, magnetische Felder,
Rotationen usw.) in den Sternatmosphären.
Das
Aussehen des Linienspektrums charakterisiert somit den physikalischen Zustand
der Sternoberfläche. Nach dem Linienspektrum kann man die Sterne in einzelne
Spektralklassen einteilen. Bereits im 19. Jahrhundert hat Fraunhofer die ersten
Untersuchungen von Sternspektren durchgeführt. Die heute verwendete Einteilung
der Sternspektren geht auf Untersuchungen von Edward C. Pickering (1846-1919)
und Anny Cannon (1863-1941) am Harvard-Observatorium zurück. Aus der
Klassifikation zunächst nach dem Alphabet entstand nach einigen notwendigen Änderungen
die noch heute allgemein verwendete Harvard-Klassifikation. Sie lautet:
O
B A F
G K M C(R,N)
S Q
P W
Merkspruch: O
Be A Fine Girl Kiss Me, Right Now
Zur
Feineinteilung benutzt man eine Dezimalunterteilung B0, B1, .........., B9, A0,
A1,..... Die Spektraltypen sind gekennzeichnet durch das Auftreten bestimmter
Linien. So treten bei niedrigeren Temperaturen vorwiegend energetisch
tieferliegende Übergänge im Atom auf, bei höheren Temperaturen steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass Übergänge in energetisch höheren Niveaus
stattfinden. Bei niedrigeren Temperaturen liegen zudem auch weniger stark
ionisierte Atome bestimmter Elemente und damit deren Absorptionslinien vor.
Die
Spektralklassifikation
Typ
|
Temperatur
|
Merkmale
|
Farbe |
Typischer
Stern |
O
|
30000 – 150000
|
Sehr heiße Sterne, He II Linien in Absorption, häufig
Emissionslinien, diffuse Linien, H schwach
|
blau-weiß |
|
B
|
20000
|
He I in Absorption (stark), He II fehlt Auftauchen der Balmerserie
|
bläulich-weiß |
Rigel |
A
|
10000
|
Balmerserie sehr stark (Wasserstoffsterne), erste Ca II Linien
|
weiß |
Sirius,
Wega |
F
|
7000
|
Balmerserie abnehmend, Ca II zunehmend, erste Metall-Linien
|
gelb-weiß |
Prokyon |
G
|
6000
|
Balmer weiter abnehmend (schwächer), Ca II
stark, Fe und andere Metalle , Sonnenspektrum
|
gelb |
Capella,
Sonne |
K
|
5000
|
Starke Metalllinien, Molekülbanden (TiO)
|
gelb-rötlich |
Arktur,
Aldebaran |
M
|
3500
|
Neutrale Metalllinien, besonders Ca I, starke
TiO-Banden
|
rot |
Beteigeuze |
|